Ich werde immer wieder gefragt, ob ich auch Burnout-Prävention mache. Das ist eine spannende Frage und bis letztes Jahr hätte ich diese klar verneint. Allerdings ziehe ich immer mal wieder Menschen an, die in ihrem Leben gerade viele Dinge gleichzeitig „wuppen müssen“ und dabei den Überblick etwas verloren haben. Eine Klientin habe ich zum Beispiel in der Endphase Ihrer Doktorarbeit begleitet. Ein anderer Klient stand vor einer wichtigen beruflichen Entscheidung, gleichzeitig gab es neben sehr viel Arbeitsintensität noch Stress mit der Vorgesetzten. Beide Klienten hatten noch keinen Burnout, merkten aber selbst, dass sie darauf hin steuerten, wenn sie ihr Leben nicht bald anders gestalteten.
Als Coach kann, darf und möchte ich nicht mit Menschen arbeiten, die an Burnout erkrankt sind. Wobei es diese „Krankheit“ ja nach der ICD 10 gar nicht gibt, sondern meist ein Konglomerat aus verschiedenen Krankheiten und Symptomen, wie Angststörung, Depressionen, Schlafstörungen, innere Unruhe usw. zur Krankschreibung führt.
Ja, mit wem denn dann?
Meine eigene Erfahrung aus meinen Burnoutphasen sowie Gespräche mit anderen Burnout-Betroffenen haben gezeigt, dass in der klassischen Therapie das Thema der beruflichen Neuorientierung oder Reintegration oft wenig oder keinen Platz hat. Logisch, dort geht es in erster Linie darum wieder arbeitsfähig zu werden. In meinem Coaching geht es darum, die wieder gewonnene Kraft in Bahnen zu lenken, in denen sie langfristig optimal eingesetzt und erhalten werden kann. Von daher kann ein Coaching auch als Prävention vor dem nächsten Burnout verstanden werden.
Ich arbeite also mit Menschen, die nach einer Burnout-Erfahrung wieder den in Deutschland beliebten Status der Arbeitsfähigkeit angelangt sind.
Ein Klient hatte vor einigen Jahren einen Burnout gehabt und sich nach der Therapie gut in sein bisheriges Arbeitsumfeld reintegriert. Nun hat er die Möglichkeit einen anderen Arbeitsbereich zu übernehmen. Gleichzeitig ist er aber auch vor Kurzem Vater geworden und betreut seine kränkelnde Mutter. Er kam mit der Fragestellung, ob er die Beförderung annehmen soll und wenn ja unter welchen Bedingungen.
Durch den systemischen Blick können solch vielschichtige und oftmals konfus erscheinenden Themen auf das Wesentliche herunter gebrochen werden. Dem Klienten wird ein Perspektivwechsel möglich, so dass er bisherige Verhaltensweisen erkennen und in der Neustrukturierungen verändern kann. Das vielschichtige System kann so ins Gleichgewicht kommen. Das klingt jetzt alles sehr theoretisch.
Bildlich gesprochen klingt es vielleicht so: Wohin die Reise geht und in welchem Tempo wir unterwegs sind, bestimmt der Klient. Ich bin der Kutscher (= engl. Coach), das heißt ich hab die Kutsche und die Pferde dabei, halte die Zügel. Ich bin verantwortlich für den Prozess. Und wie auf jeder Reise entdeckt man oft unterwegs unerwartete Schönheit, erfrischende Überraschungen und macht neue Erfahrungen, die einen die eigene Welt möglicherweise in einem anderen Licht erscheinen lassen. Manchmal stellt sich unterwegs heraus, dass das ursprüngliche Ziel sich gewandelt hat, statt an die Ostsee geht es lieber in den Harz. Manchmal wird das ursprüngliche Ziel aber auch ganz klar und rückt näher. Egal wie, der Klient und sein Wohlgefühl stehen im Vordergrund.